Pereira – Kaffee vom Feinsten

Pereira – Kaffee vom Feinsten

Die Gegend um Salento und Pereira ist unter anderem auch für ihren guten Kaffee bekannt. Die Bedingungen sind perfekt für den Kaffeeanbau. Den letzten Tag, schon wieder im Pereira, haben wir dazu genutzt um eine kleine traditionelle und familiengeführte Kaffeefarm zu besuchen. Den Tipp hatte uns der Inhaber des Hostels gegeben und netterweise mit den Besitzern für uns telefoniert. Diese konnten auch kaum Englisch und so waren wir schon ganz gespannt, wieviel wir aus drei Stunden Kaffeeführung mitnehmen würden. Der Weg zur Farm war das erste Abenteuer. Mit einem Bus, dem „Chiva“, ging es raus aus der Stadt und hoch in die Berge. Für die meisten Einheimischen im bergigen Stadtrand ist der Bus die einzige Verbindung in die Stadt. Die 45 Minuten Fahrt haben uns pro Person 4.500 Pesos hin und zurück gekostet, das sind keine 1,50 Euro. 

Kaffeelandschaft Kolumbien

Angst und Staub 

Der Bus ist offen und man sitzt recht ähnlich wie in einer Achterbahn. Lange Bänke direkt hintereinander, allerdings ohne Gurte. Durch die Stadt haben wir uns nur über das ächzende Gefährt gewundert, beim Bremsen machte der Bus fürchterlichen Krach. Aber außer uns schien das keiner wahrzunehmen. Als wir dann die Stadt verließen wurde aus der geteerten Straße eine Schotterpiste und aus der geraden Strecke Serpentinen. Links der Berg und rechts guckte man in Abgründe, dass einem Angst und Bange wurde. Enge Serpentinen, Leitplanken kennt man in Kolumbien nicht, ein alter klappriger Bus und eine unbefestigte Straße. Ich muss ja zugeben, ich musste immer wieder die Augen zu machen und an etwas anderes denken um nicht in Panik zu geraten. Und dann kam es, wie es kommen musste. Gegenverkehr. Mir wurde schlecht. Der Bus fuhr nun absolut am Abgrund entlang, neben uns noch etwas grün, aber dieses wuchs schon am Abgrund. Ich hoffte nur, dass die Straße hielt und nicht abrutschte und auch der Busfahrer wusste was er tut.

Unser Hostel hatte uns noch einen Zettel mitgegeben auf dem der Ort stand, an dem der Busfahrer uns raus lassen sollten. Diesen hielten wir dem Buspersonal hin und so war unser Ausstieg gesichert, ansonsten hatten wir uns schon angeschaut wie die anderen es machen. Ein lauter Pfiff und ein paar Schläge auf den klapprigen Wagen und er hielt, so schnell die Bremsen es hergaben. Was waren wir froh, als wir ankamen und abspringen durften. Wir waren ordentlich durchgeschüttelt worden, durch das offene System legte sich über alles eine dünne Staubschicht und der Hintern war froh, als er endlich nicht mehr auf dieser Bank sitzen musste. Vor der Rückfahrt graute mir schon. Grade der Gedanke an die dann abschüssige Strecke und die nicht grade vertrauensvoll klingenden Bremsen löste leichtes Unbehagen aus. Aber es half alles nichts, denn außer Laufen gab es schlichtweg keine andere Möglichkeit. Der Bus fuhr weiter und wir standen da nun. Den Zettel in der Hand und noch keine Idee, wo es genau hingehen sollte, den die restlichen 2km mussten zu Fuß zurückgelegt werden. Mit Google Maps versuchten wir die ungefähre Richtung zu finden und nach rund 20 Minuten waren wir dann tatsächlich an der Farm.

Die Fahrt mit dem Chiva-Bus

Café Morronés

Begrüßt wurden wir von einem jungen Paar, welches mit Hilfe der Familie die Farm betreibt.

Der erste Blick ging zu unseren kurzen Hosen, habt ihr keine lange dabei? Ähm, nöööö…Schnell wurde uns der mitleidige Blick klar. Sobald wir zwischen den Kaffeebüschen standen fielen die Mücken über uns her und es waren welche vom ganz miesen Kaliber. Schnell waren die Beine mit Blutflecken übersät. Naja sehen wir es positiv, die Narben erinnern bis heute an unseren schönen Besuch, denn der hatte sich wirklich gelohnt. In langsamem Spanisch gemixt mit englischen Worten ging es durch die Kaffeefarm. Wir durften selber Kaffeebohnen pflücken und haben dabei einiges erfahren. Für einen Kilo gepflückten Kaffee gibt es 600 Pesos, das sind grade mal 17 Cent. Pro Tag schafft ein Kaffeepflücker jeweils bis zu 100 kg, eine riesengroße Leistung, denn der Kaffee wächst an ganz steilen Hängen und wird komplett von Hand gepflückt. Es gibt auch Farmen, wo das inzwischen maschinell gemacht wird, aber bei Café Morrones ist alles bio, Handarbeit und es werden keine Pestizide eingesetzt, was auch die vielen Mücken erklärt. 

Ein Kaffeebusch

Vom Busch in die Tasse

Der Kaffee hat unterschiedliche Reifegrade und dadurch unterschiedliche Aromen. Wir durften ein paar der Bohnen lutschen um die Unterschiede herauszufinden. Nach dem Pflücken werden mit Hilfe einer Maschine die Bohnen aus den Hülsen geholt. Im nächsten Schritt werden die Bohnen gewaschen, dabei trennt sich „die Spreu vom Weizen“. Denn die schlechten Bohnen sind hohl und schwimmen oben, die guten sinken auf den Boden. Es werden beide Sorten verarbeitet. Eben zu gutem und schlechtem Kaffee. Nach dem Waschen werden die Bohnen getrocknet, dazu kommen sie in eine Art Gewächshaus mit Netzboden. Die Röstung haben wir leider nicht gesehen und entweder wir haben es nicht verstanden, oder wir haben nicht darüber geredet. So schaffte es der Kaffee nicht lückenlos in die Tasse. Dies stellten wir aber erst auf dem Rückweg fest;-) So spannend war einfach alles andere.

Zum Abschluss haben wir uns durch verschiedene Kaffeezubereitungen probiert und versucht den Flavour des Kaffees zu erraten. Köstlich. Und ich habe es tatsächlich raus geschmeckt, es war Orange. Hm, lecker. Also, was ist das Geheimnis der richtigen Kaffeezubereitung? Es gibt viele Wege und daher können wir hier nur Tipps geben. Wir haben es selber ausprobiert und müssen sagen, es funktioniert. Seither lieben wir schwarzen Kaffee und wir sind beide eigentlich keine Kaffeetrinker.

Tipps für die perfekte Kaffeezubereitung

  • Zuerst sollten die Bohnen frisch gemahlen werden.
  • Für starken Kaffee nimmt man 7 Gramm Kaffee pro 100 Milliliter Wasser, für leichteren 5 Gramm.
  • Je nach Zubereitungsart kommt das Pulver in den Filter oder auf den Boden des vorgewärmten Gefäßes. 
  • Ja, auch der Filter sollte vor einfüllen des Kaffees einmal mit aufgekochtem Wasser übergossen werden.
  • Das Wasser sollte auf keinen Fall mehr kochen beim aufgießen, aber noch heiß sein.
  • An dieser Stelle auch die Tassen und alles was mit dem Kaffee in Berührung kommt, vorwärmen, denn das Aroma wird abgeschwächt, wenn der Kaffee in kalte Tassen gegeben wird.
  • Nun langsam den Kaffee aufbrühen, dazu vorsichtig das heiße Wasser auf das Kaffeepulver gießen, nur solange, bis es anfängt zu schäumen, dann absetzen und sobald der Schaum weg ist weiter gießen.
  • Um den Charakter und die feinen Aromen besser zu schmecken den Kaffee laut schlürfend trinken.

Probiert es aus, der Kaffee war wirklich köstlich.

Kaffee Kultur in Kolumbien

Ein bisschen traurig ist auch, dass es im Kaffeeland Kolumbien keine wirkliche Kaffeekultur gibt. Die Kolumbianer trinken am liebsten den schlechten Kaffee, und dann auch noch mit viel Milch und Zucker, wovon man auf der Kaffeefarm im übrigen auch unbedingt abrät. Für kleine Kaffeefarmen lohnt es sich nicht ins ferne Europa zu exportieren und so produzieren sie den schlechten Kaffee mit und verkaufen den guten nur Lokal auf dem Markt oder direkt auf der Farm. Am liebsten hätten wir eine große Ladung mitgenommen, aber wir sind noch eine Weile unterwegs und so mussten wir schweren Herzens den Kaffee dort lassen.

Soy Colombiano

Veröffentlicht am: 29. Januar 2019 von: Elli

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