Bogotá – Stadt der Superlative

Bogotá – Stadt der Superlative

Von Rio ging es mit einem entspannten Flug direkt nach Bogotá, wo wir mittags ankamen. Nach einer ausgedehnten Mittagspause, haben wir uns, dank WLAN, ein Uber bestellt. Doch kurz bevor das Taxi am Flughafen ankommen sollte, klingelte das Handy: „Hallo ist da Anatoli?“, fragte Carlos, der Fahrer. „Ja, hallo, das ist richtig.“ „Sind um euch her irgendwo Polizisten?“ „Ehm, neeeein…?“ „Du musst wissen, Uber ist illegal in Kolumbien und am Flughafen sind viele Polizisten … und kannst du bitte gleich vorne einsteigen, damit es nicht wie eine Taxifahrt aussieht?“ …

Willkommen in Kolumbien 🙂 Erster Stopp war Bogotá, Regierungssitz und Hauptstadt Kolumbiens. Über 8 Millionen Einwohner, mitten in Kolumbien, in den Anden und damit auf 2640 Metern Höhe (zum Vergleich, die Zugspitze ist 2962 Meter hoch). Das ganze Jahr über herrschen angenehme 20 Grad am Tag und einstellige Plusgrade in der Nacht. Man kann an einem Tag alle Wetterlagen (außer Schnee) erleben, daher ist das Zwiebel-Prinzip immer eine gute Idee. Für 11 Tage hatten wir uns hier eingebucht und hatten so einiges auf der ToDo-Liste. Blöderweise ging es mir (Elli) die ersten Tage nicht so gut und wir mussten ein paar Dinge skippen.


Illegal durch Bogotá

… zurück zu unserer ersten Begegnung. Wir hatten bei unserer Recherche über Kolumbien schon mal gelesen, dass sich die Nutzung von Uber in einer rechtlichen Grauzone befindet, aber dennoch sehr verbreitet und genutzt ist. Deshalb hat uns der Anruf überrascht. Carlos stellte sich als sehr freundlich heraus. Auf der angenehmen Fahrt erzählte er uns einiges über seine Stadt und gab uns den ein oder anderen guten Tipp. Er sprach sehr gutes Englisch und hatte einen ruhigen und vernünftigen Fahrstil – zu dem Thema später mehr. Ein echt positiver Beginn in Kolumbien und wir freuten uns schon auf die Begegnung mit anderen Einheimischen.

Taxi versus Uber

Ähnlich wie in Deutschland haben sich die kolumbianischen Taxifahrer erfolgreich gegen Uber gewehrt, da eine Fahrerlizenz viel Geld kostet und die Taxifahrer um ihre Existenz bangten. Dennoch hat sich Uber in Kolumbien, grade im Landesinneren, weit verbreitet und wird auch von den Einheimischen genutzt und empfohlen. Aber warum? Die Taxis haben den Ruf in ziemlich schlechtem und ungepflegtem Zustand zu sein, die Fahrer gelten als unfreundlich und ihnen wird ein nicht gerade passagierfreundlicher Fahrstil nachgesagt. Hinzu kommen nichtvorhandene oder kaputte Taxameter und daraus resultierende wilde Preise. Grade für Touristen ist es oft schwierig. Es wird ausdrücklich davor gewarnt, Taxis am Straßenrand anzuhalten, da viele inoffizielle Taxis unterwegs sind und die Gefahr besteht ausgeraubt oder über den Tisch gezogen zu werden. Zur Bestellung von Taxis benutzen die Einheimischen zum Beispiel die App Tapsi. Diese funktionierten auf unseren Handys allerdings nicht. Wir waren also auf Uber angewiesen.

Überraschenderweise war der Norden nicht so gut vernetzt und wir mussten auf Taxis ausweichen. Wir haben eigentlich immer Einheimische gebeten uns bei der Taxibestellung zu helfen. Der Vorteil war auch, dass wir immer gleich wussten, welcher Preis üblich war. Ein einziges Mal haben wir ein Taxi an der Straße rangewunken. Selbst bei den offiziellen Taxis wird empfohlen, vor Abfahrt nach dem Preis zu fragen, auf bekannten Strecken haben wir aber einfach am Ende die übliche Summe dem Taxifahrer gegeben und sind damit immer durchgekommen. Und ja, wir haben wilde Fahrten und desolate Autos erlebt, aber irgendwie gehört das zum Erlebnis Kolumbien dazu 🙂

Rückblickend müssen wir zugeben, dass die Nutzung von Uber ein Fehler gewesen ist. Die Bibel sagt zum Thema Gehorsam gegenüber dem Staat folgendes:

“Jedermann ordne sich den Obrigkeiten unter, die über ihn gesetzt sind; denn es gibt keine Obrigkeit, die nicht von Gott wäre; die bestehenden Obrigkeiten aber sind von Gott eingesetzt. 2 Wer sich also gegen die Obrigkeit auflehnt, der widersetzt sich der Ordnung Gottes; die sich aber widersetzen, ziehen sich selbst die Verurteilung zu”

Römer 13,1+2

Unser primäres Ziel ist es, sich dem Worte Gottes zu unterordnen und hier sind wir dem leider nicht nachgekommen. Wir sind uns bewusst, dass wir in dieser Hinsicht kein nachahmenswertes Beispiel gewesen sind und unserem Herrn Jesus damit keine Ehre bereitet haben, was uns sehr leid tut.


Sprachschule

Te amo mi amor. Hola chicas. Adios amigos. Wir finden die Sprache so klangvoll. Auch die Lieder von Juanes, Marquess, Enrique Iglesias und vielen anderen Künstlern haben uns die spanische Sprache schon lange schmackhaft gemacht und so entschieden wir uns das halbe Jahr zu nutzen um etwas Spanisch zu lernen. Was liegt näher, als eine Sprachschule in einem spanisch sprachigem Land zu besuchen? Außerdem gilt Kolumbien als das Land, wo am saubersten und deutlichsten Spanisch gesprochen wird. Daher nutzten wir die erste Woche in Kolumbien und sind gleich am Montag zur Sprachschule und haben uns angemeldet. Wir müssen dazu sagen, dass wir bereits bei der Planung in Deutschland einige Sprachschulen verglichen hatten und daher gleich wussten, wo wir hin möchten. Entschieden haben wir uns für die Nueva Lengua, nicht die günstigste, aber die mit dem spannendsten Angebot.

Der Unterricht

Unsere Klasse bestand aus exakt drei Schülern und so war es wie Privatunterricht. Jeden Tag von 9 bis 14 Uhr wurde nun die Schulbank gedrückt. Puh, wir hatten ganz vergessen, wie anstrengend Schule sein kann. Nach den ersten beiden Tagen waren wir ganz schön platt. Der Kopf brummte nur so vor spanischen Vokabeln. Aber schnell gewöhnten wir uns dran und selbst die Hausaufgaben machten Spaß. Der Unterricht lief vom ersten Tag komplett auf spanisch und nur im äußersten Notfall wurde englisch benutzt. Die ersten Tage waren daher besonders herausfordernd, aber es half uns schnell ein Gefühl für die Sprache zu bekommen und am dritten Tag verstanden wir schon 70-80% von dem was der Lehrer uns erklärte.


Kolumbianischer Kochkurs

Zu unserer Entscheidung für die Schule trug aber auch das angebotene kulturelle Nachmittagsprogramm bei. Und so haben wir an einem Nachmittag einen traditionellen Kochkurs gemacht und selber Empanadas zubereitet, oder die Suppe Ajiaco probiert. Alles natürlich auf spanisch, was zu dem ein oder anderen Missverständnis führte;-) Aber eine geduldige Köchin brachte dennoch alles unfallfrei zu einem leckeren Ergebnis. Aber seht selbst: Einfach köstlich!


Teilnahme an einer Novena

Ein weiteres Highlight war für uns die Teilnahme an einer Novena de Aguinaldos. Kolumbien ist erzkatholisch und die Feiertage sind sehr wichtig. Es gibt um die 20 (!) arbeitsfreie Feiertage, 17 davon sind religiös geprägt. Weihnachten wird am 25.12. gefeiert. Aber bereits 9 Tage vor Weihnachten beginnt die Adventszeit in Kolumbien. Dabei steht jeder Tag symbolisch für einen Monat der Schwangerschaft Marias. Dies bedeutet, dass neun Tage lang vor Weihnachten jeden Abend bei einem anderen Familienmitglied gefeiert wird.

Mit den Familien der Sprachlehrer wurde an einem Abend gemeinsam eine Novena veranstaltet. Es wurde viel gesungen, die Weihnachtsgeschichte vorgetragen und Geschenke an die Kinder verteilt. Auch wir blieben nicht verschont und so sangen wir zu dritt „Stille Nacht“ auf deutsch. Es war ein fröhlicher und lauter Abend mit anschließendem gemeinsamen Essen und endlich kam auch bei uns das erste Weihnachtsfeeling auf.


Die eine Woche Spanischunterricht war eine intensive und spannende Zeit und wir denken gerne daran zurück. Wir ahnten aber noch nicht, wie wertvoll diese Woche noch im Verlauf unserer Weiterreise werden sollte.

Monserrate

Ein Wahrzeichen von Bogota ist der Berg Monserrate. Mit 3152m überragt er die Stadt und ist aufgrund der Kirche auf dem Gipfel ein beliebtes Ausflugsziel. Ein Mitschüler der Sprachschule hatte diesen bereits mehrfach bestiegen und so verabredeten wir uns für den nächsten morgen um kurz nach 6 für den Aufstieg. 45 Minuten sollte der Aufstieg laut seinen Angaben dauern und so hatten wir also genug Zeit um rechtzeitig um 9:00 Uhr zum Unterrichtsbeginn wieder unten zu sein. Doch es sollte alles ganz anders kommen.


Hindernisse beim Aufstieg

Wir waren also pünktlich am Treffpunkt, doch von unserem Mitschüler war weit und breit keine Spur. Was sollten wir also tun? Wir warteten noch weitere 15 Minuten und zogen dann los. Schnell stellten wir fest, dass die Zeitangabe von 45 Minuten “leicht” optimistisch war. Um die 500 Höhenmetern zu überwinden, mussten knapp 2,4 km zurückgelegt werden. Und wir hatten die Rechnung ohne die Höhenluft in Bogotá gemacht. Schnell stellten wir fest, dass die 45 Minuten im Leben nicht ausreichten. Ich (Elli) war gesundheitlich noch nicht ganz “auf der Höhe“ – um im Bild zu bleiben und so war es eher ein Kampf statt ein Genuss. Meter für Meter ging es nach oben und die Zeit rannte uns davon. nach 45 Minuten hatten wir ca. ein Drittel überwältigt und es lag noch ein gutes Stück vor uns. Aber Zurückgehen war für uns keine Option. Also machten wir weiter.


…und trotzdem geschafft

Nach geschlagenen 1,5 Stunden und völlig fertig erreichten wir schließlich den Gipfel. Aber plötzlich war alle Anstrengung und Müdigkeit verflogen. Atemlos waren wir trotzdem. Denn der Anblick, der sich uns bot, war einfach atemberaubend. Unter uns erstreckte sich kilometerweit die Stadt, umsäumt von den Bergen ringsherum. Ein herrliches Bild. Wir genossen für ein paar Minuten die Aussicht und statteten auch noch der Kirche einen kurzen Besuch ab. Denn durch den verzögerten Aufstieg hatten wir nicht mehr viel Zeit. Anschließend ging es dann mit der Seilbahn wieder den Berg herunter und wir schafften es gerade noch rechtzeitig zur Spanisch-Lesson. Und der Mitschüler durfte sich was anhören, das könnt ihr uns glauben! 🙂


Big City Life

Die elf Tage in Bogotá haben wir in einer Airbnb Wohnung im Stadtteil Chapinero verbracht. Einem bunten und lebendigen, aber dadurch auch sehr lauten Stadtviertel im Herzen von Bogotá. Wir hatten das “Glück”, dass unsere Wohnung genau zwischen zwei Clubs lag und wir jede Nacht, außer am 25.12., bis mindestens 2.30 Uhr lauter Musik und lauten Menschen zuhören durften. Die Wohnung war wirklich toll eingerichtet und alles super modern gehalten. Dennoch waren wir froh, als wir diese endlich verlassen konnten. Denn zusammen mit dem Spanischunterricht haben sich unsere Ruhezeiten gar nicht gut vertragen.


Zwei Gesichter

Bogotá ist eine sehr lebendige Stadt mit viel Verkehr und einer hohen Feinstaubbelastung. Wenig grün und einem verrückten Bürgersteigsystem. Ich wundere mich wirklich, dass wir in kein Schlagloch gefallen sind. Aber die Stadt hat auch viele Gegensätze. Wir waren überrascht über die Modernität und die Möglichkeiten in der Stadt. Sie steht europäischen Städten wirklich in nichts nach. Und dennoch ist der Stadtrand von großer Armut geprägt. Die Gegensätze sind enorm. An der Straßenecke werden Empanadas für 1.000 Pesos (ca. 30 Cent) verkauft und 100 Meter weiter gehen gut verdienende Angestellte für 100.000 Pesos in der Mittagspause essen. Dem Touristen zeigt sich eine schöne und moderne Stadt, der Bewohner muss hart arbeiten um zu überleben. Der Mindestlohn liegt bei knappen 800.000 Pesos (224 Euro, Stand Dezember 2018) und eine Einzimmerwohnung im zentralen Bogotá kostet 700.000 Pesos pro Monat.


Anschlag in Bogota

Vielleicht noch ein Wort aus aktuellem Anlass. Vor ein paar Tagen gab es einen schwereren Anschlag auf die Polizeischule in Bogotá. Ob es denn sicher sei in Kolumbien, war eine der meistgestellten Fragen vor der Reise. Selbst die Südafrikaner fragten, was wir denn bloß in Kolumbien wollen. Wir werden noch mehr darüber berichten, aber die immer noch vorhandene Kriminalität (und Korruption) bewegt sich fast ausschließlich auf der Ebene der Regierung und der Drogenkartelle. Der gezielte Anschlag, der dadurch keineswegs besser wird, zeigt deutlich, auf welcher Ebene die Kriminalität stattfindet. Als Tourist haben wir keinerlei Kriminalität erfahren und gesehen und auch niemanden getroffen, der etwas anderes berichten konnte. Im Gegenteil; die Gastfreundschaft und Freundlichkeit der Kolumbianer war überwältigend und zog sich komplett wie ein roter Faden durch unsere Reise und wir können Kolumbien wirklich bedenkenlos empfehlen.

Es gibt einfach noch sooooo viel zu erzählen, aber wir wollen den Rahmen dieses Beitrags nicht sprengen und werden versuchen unsere Eindrücke auf die anderen Beiträge zu verteilen. Du darfst durchaus gespannt sein 🙂

Veröffentlicht am: 19. Januar 2019 von: Elli

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